Eine ganz besondere Stiftung…
„Neue innere und äußere Räume schaffen“ – damit ist das Anliegen der Stiftung Neuer Raum gut umrissen und so schreibt sie es auch selbst auf ihrer Website. Dabei geht es um eine besondere Gemeinschaft vor Ort und es sollen Projekte gefördert werden, die das möglich machen.
Die Bürger in den Vierteln unterstützen
Konkret bemühen sich die Macherinnen und Machern darum, die Bürger bei ihrer Kultur in den Vierteln zu unterstützen. Durch Veranstaltungen wie „Köln liest“ hat die Stiftung bereits 2021 auf sich aufmerksam gemacht. 2022 folgte die Veranstaltungsreihe „Köln liest im Kunstzentrum Wachsfabrik“ – jeden 1. Sonntag im Monat trifft man sich von April bis September im Kölner Süden.
Aber was genau ist bei diesen Events los, was ist zu erwarten?
In jedem Fall geht es stets um: Kultur, Begegnung und Vernetzung.
Denn nicht nur der Initiator der Stiftung, der Stadtplaner Hans Jürgen Greve, ist davon überzeugt: Jede/r kann Kultur. So könnte auch das Motto der Stiftung lauten: Jeder kann Kultur – und wir fangen einfach mal an! Anfangen, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Und das über liebevoll inszenierte Aktionen rund um Bücherschränke.
Wer sich fragt, was ein Bücherschrank damit zu tun hat, der kann auf meinem Blog ohfamoos mehr darüber lesen. Im Beitrag Einfach mehr begegnen beschreibe ich, was Bücherschränke so alles können bzw. was eben die Stiftung Neuer Raum mit ihnen so „anstellt“ 🙂 Denn sicher habt Ihr sie auch schon im öffentlichen Straßenbild gesehen – allein von den Öffentlichen Bücherschränken, die Greves Firma Urbanlife baut, aufstellt und betreut, gibt es mittlerweile fast 900 bundesweit.
Gut 50 dieser Öffentlichen Bücherschränke stehen allein in Köln. Dort lebe ich ja und dort arbeitet auch die Stiftung. In Köln ist zudem die Bürgerstiftung Köln hervorzuheben, die sich in der Domstadt besonders um die oft langwierige Genehmigung der Bücherschränke kümmert, bevor sie dann aufgebaut und eingeweiht werden können – mehr über die Bürgerstiftung Köln lest ihr hier.
Und genau dort, in den Vierteln, entsteht also nun immer mehr rund um diese Schränke: Ob Lesefeste für stillere Gemüter oder richtig laute action, wenn Rapper rappen. Und im Winter gibt es sogar weihnachtlich anmutendes Programm und natürlich dürfen da auch Kinderpunsch- und Glühweinausschank nicht fehlen.
Das alles geht nur, wenn Menschen sich engagieren, dabei sind und vielleicht auch andere animieren mitzumachen. Ein Netzwerk zur kulturellen Teilhabe entsteht da gerade und neben Hans-Jürgen Greve sind es vor allem der Kulturjournalist Thomas Linden und die Sozialpädagogin Ines Jacob, die dieses integrative Kulturprojekt „Offene Bücherschränke“ vorantreiben.
Ihr Ziel: eine neue Stadtteilkultur entwickeln, die von den Bürger*innen selbst ausgelöst wird.
Dabei dreht sich vieles um die Freund*innen der Bücherschränke, auch Bücherschrankpaten genannt. Denn kein Bücherschrank kommt ohne diese guten, ehrenamtlich arbeitenden Seelen aus, die sich um die Schränke kümmern. Interviewt man sie, wie ich es in einem Beitrag für das hyperlokale Nachrichtenportal Meine Südstadt gemacht habe, erfährt man sehr nette Geschichten. Hier mehr über das Interview.
Sie, die Bücherfreund*innen, stehen stets im Mittelpunkt. Kein Event, wo sie nicht begeistert erzählen, was sie in ihren jeweiligen Vierteln auf die Beine stellen. Untermalt werden solche Gespräche mit künstlerischen Darbietungen. Mal liest die bekannte Kölner Krimi-Autor Elke Pistor aus ihrem neuen Werk; mal betrachtet der Kabarettist Franco Melis (Kölner Comedia Theater) die Welt und blickt dabei sowohl tiefgründig als auch humorvoll auf das Leben; mal gibt es eine Podiumsdiskussion mit Expert*innen aus Wissenschaft, Politik und Kultur, um zu eruieren: Welche Chancen bieten die Offenen Bücherschränke für die Bildung?
Wer sich zudem darüber ein Bild machen will, welche Musiker*innen die Stiftung Neuer Raum auf die Bühne bringt, dem empfehle ich einen Blick auf diese Seite.
Mein Fazit: Ein tolles Projekt, all die Öffentlichen Bücherschränke in unserem Land zu nutzen. Denn verändern sich diese Orte, indem sie belebt werden, können Menschen in ihrem bekannten Viertel vieles neu erleben.
Fotos: Martin Szymanski